Medienberichte
Mehr Geld für Fahrdienst in der Freizeit
Pressemeldung des Bezirks Oberbayern
Mehr Geld für Fahrdienst in der Freizeit
Sozialausschuss des oberbayerischen Bezirkstags erhöht Mobilitätshilfe für Menschen mit Behinderungen
Ein Konzert besuchen, ins Kino gehen oder Freunde treffen: Das gelingt Menschen mit Behinderungen, oft nur dank der sogenannten Mobilitätshilfe. Der Sozial- und Gesundheitsausschuss des oberbayerischen Bezirkstags hat jetzt die Pauschalen für Fahrten in der Freizeit erhöht.
In Oberbayern erhalten rund 2.800 Personen mit Behinderungen Mobilitätshilfe. Für deren Bezug gibt es mehrere pauschalierte Beträge, für die unterschiedliche Kriterien gelten. So erhöhte der Sozialausschuss jetzt den Höchstbetrag für Menschen mit Behinderungen, die in besonderen Wohnformen (früher: stationäres Wohnen) leben, von 178 auf 206 Euro. Für alle anderen Menschen, die Anspruch auf den Bezug der Mobilitätshilfe haben, steigt der Höchstbetrag von 268 auf 310 Euro. Der Mindestbetrag war bereits 2020 von 95 auf 110 Euro erhöht worden.
Gebot der Gleichbehandlung
„Es darf kein Unterschied sein, ob Menschen mit Behinderungen ambulant oder stationär versorgt werden“, sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Deshalb steuern wir jetzt nach und erhöhen die Mobilitätshilfe für alle Personen, die Anspruch auf diese Leistung haben. Das ist ein Gebot der Gleichbehandlung. Denn diese Hilfe ist ein wichtiger Beitrag zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft.“
Bedarfsgerechte Gewährung
Die Erhöhung tritt ab dem 1. Juli 2021 in Kraft. Mit der Mobilitätshilfe können Menschen mit Behinderungen Fahrten zu kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie zu geselligen Ereignissen finanzieren. Die Gewährung der Hilfe richtet sich nach dem tatsächlichen Bedarf der anspruchsberechtigten Personen. In den Haushalt für 2021 sind 3,7 Millionen Euro für die Mobilitätshilfe eingestellt. Die Leistungen werden abhängig von Einkommen und Vermögen gewährt.
Schulbegleiter zur Inklusion
Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung besuchen hierzulande immer noch zu selten eine Regelschule, was dem Ziel der Inklusion zuwiderläuft. Dabei wären viele Schülerinnen und Schüler dazu mit etwas Unterstützung in der Lage – etwa in Form einer Schulbegleitung. Mit diesem Thema beschäftigt sich ein Online-Informationsabend am kommenden Dienstag, 11. Mai, den der Arbeitskreis Kind und Familie innerhalb der Zukunftswerkstatt Höhenkirchen-Siegertsbrunn zusammen mit dem Verein „Zukunft trotz Handicap“ anbietet. Beginn ist um 19 Uhr. Laut den Veranstaltern soll es bei dem Informationsabend zunächst um die rechtlichen Grundlagen gehen, ehe ein langjähriger Schulbegleiter aus seinem Arbeitsalltag erzählt. Zudem wird der Vertreter eines Trägers berichten, wie die Anstellungsbedingungen in dem Beruf sind. Interessierte können sich bis Montag, 10. April, per E-Mail an die Adresse akkf@zukunft-hksbr.de für die Veranstaltung anmelden und bekommen dann die
So wird Inklusion einfach
Viele Unternehmen fürchten bei der Inklusion vor allem die Bürokratie. Ein Netzwerk in Sachsen bietet Hilfe, indem es als zentraler Ansprechpartner für Unternehmen agiert.
Freiheit, Liebe, Handicap: Behinderte Kinder werden erwachsen
Ein eigenständiges Leben zu führen, ist für junge Erwachsene mit Downsyndrom nicht einfach. Viktor, Ludwig und Benedict haben großes Glück. Ihre Eltern haben für sie ein Haus gebaut, in dem sie gemeinsam mit anderen recht selbstständig leben können.
von Claudia Wörner
Wie sich die neue Freiheit anfühlt, wissen sie noch nicht. Sie wollen es einfach ausprobieren. Ausziehen von zu Hause, neue Leute kennenlernen, vielleicht die große Liebe finden. Viktor, Ludwig und Benedict ziehen in eine besondere WG, zusammen mit 24 anderen jungen Erwachsenen mit Behinderung. Sie feiern Partys, schmieden Pläne für ein erstes Date und bewerben sich um neue Jobs.
Der Traum vom eigenständigen Leben in einer Wohngemeinschaft
Das besondere Haus steht in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, südlich von München, mitten in einem Neubaugebiet. 40 Eltern haben es für ihre Kinder gebaut und sich zu dem Verein „Zukunft trotz Handicap“ zusammengeschlossen. Entstanden ist ein Wohnprojekt, dass es so noch sehr selten gibt. Andrea Hanisch hat die Eltern zusammengebracht, ihr Neffe Benedict hat das Down-Syndrom. „Deine Kinder haben es gut“, hatte Benedict einmal zu ihr gesagt, „sie können von zu Hause ausziehen“. Für ihn selbst war dieser Gedanke bisher nicht vorstellbar. Seine Eltern wiederum treibt die Sorge um, wo ihr Sohn leben wird, wenn sie einmal nicht mehr da sind. Sie haben festgestellt, dass es sehr schwer ist, ein geeignetes Wohnheim zu finden, in dem auch andere junge Menschen leben.
Lebenslanges Wohnrecht für die Kinder
Das Haus in Höhenkirchen finanzieren alle Eltern gemeinsam, auch eine Stiftung beteiligt sich. Jedes Kind bekommt ein eigenes Apartment und lebenslanges Wohnrecht. Betrieben wird es vom Heilpädagogischen Zentrum Augustinum. Die jungen Erwachsenen leben in drei Wohngruppen so selbstständig und unabhängig wie möglich. Tagsüber arbeiten sie in Werkstätten, abends kochen und essen sie gemeinsam und verbringen am Wochenende ihre Freizeit miteinander. Betreuerinnen und Betreuer helfen nur, wo es nötig ist.
Viktor probt das Zusammenleben mit seiner Freundin
Sehnsüchtig hatte Viktor darauf gewartet, dann erfüllte sich sein Traum. Er ist mit seiner Freundin Annika zusammengezogen, ins einzige Paar-Apartment im neuen Haus. 56 Quadratmeter haben sie für sich allein und proben das Zusammenleben. Wenn es gut läuft, wollen sie in zwei Jahren heiraten. Am liebsten in einer romantischen Kirche. Die beiden haben sich vor 16 Jahren an ihrem ersten Schultag kennengelernt und sind seit vielen Jahren ein Paar. Jetzt muss sich die große Liebe im Alltag bewähren. Ihre Rollenverteilung haben sie sicherheitshalber schon geklärt. „Annika ist die Chefin von unserer Beziehung“, meint Viktor.
Ludwig sucht die große Liebe
Ludwig ist 24 und wohnt gleich nebenan. Sein Zimmer hat er mit Wimpeln, Postern und Fahnen des FC-Bayern bestückt. Später möchte er einmal als Rapper groß rauskommen. Ludwigs größte Sehnsucht ist es, eine Freundin zu finden. „Ich brauche eine Frau, die immer in meinem Leben ist, die meine Hand hält und nicht mehr loslässt. Sie soll hübsch sein und sportlich.“ Dass sie außerdem Fußballfan sein soll, versteht sich von selbst.
Im Sommer kommt Ludwig seinem Traum ein großes Stück näher. Er trifft die 21-jährige Julia, die wie er das Down-Syndrom hat, zu einem Spaziergang an der Isar. Beim Flirten zieht Ludwig alle Register: „Du bist die wunderschönste Frau auf der Welt“. Und erst einmal sieht es so aus, als würden sich seine Wünsche erfüllen.
Benedict bewirbt sich bei der Freiwilligen Feuerwehr
Schon als kleiner Junge war Benedict mit seinem Vater bei der Freiwilligen Feuerwehr. Es ist sein großes Hobby. Weil er nun in Höhenkirchen lebt, will er sich bei der Feuerwehr vor Ort vorstellen. Allerdings weiß Benedict nicht, wie die anderen auf ihn reagieren werden. Zwar steht auf der Homepage der Feuerwehr: „Jeder ist herzlich willkommen und erwünscht.“ Aber ob das auch für ihn gilt? Benedict befürchtet, dass er bei Übungseinsätzen nur den Verletzten spielen darf. Bevor er die Feuerwehrkommandantin Nikola Schwaiger trifft, macht er sich Mut: „Ich bin ein bisschen aufgeregt. Aber ich bin ein erwachsener Mann, und ich schaffe das.“
Wie gehen Viktor, Ludwig und Benedict ihren Weg in ein eigenständiges Leben, ohne ihre Eltern, die bisher rund um die Uhr für sie da waren? Welche Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume haben sie? Welche Glücksmomente und Misserfolge erleben sie? Die Reportage stellt Menschen in den Mittelpunkt, die sonst eher am Rand der Gesellschaft stehen.
Die Sendung läuft am 24.Januar, das Erste, 17.30 Uhr
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